DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2018.02 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2018 |
Veröffentlicht: | 2018-12-14 |
Als mich die Herausgeber des Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen vor einiger Zeit um eine Glückwunschadresse zum 85. Geburtstag von Dieter Mehl baten, habe ich gerne zugesagt und etwas Heiteres abgeliefert. Meine Zeilen endeten mit dem Wunsch, dass der langjährige Mitherausgeber Dieter Mehl (1982-2015) das Gedeihen des Archiv noch viele Jahre begleiten und befördern möge. Nun fällt es mir schwer, Ton und Worte für eine ganz andere Textgattung zu finden. Denn Dieter Mehl, geboren am 21. September 1933, ist am 3. September 2018 verstorben.
In diesem Beitrag wird vorgeschlagen, den Begriff ,kausal‘ durch den Begriff ,linear‘ zu ersetzen, wenn es um den Gegensatz zwischen finalem und linearem Erzählen geht. Kausale Beziehungen sind in Texten selten explizit vorhanden; zudem kann ein auffälliges metonymisches Erzählen auch im Dienst einer linearen Textwahrnehmung stehen. Versuchsweise wird eine Reihe an Rezeptionssteuerungsverfahren skizziert, die eine Wahrnehmung als eher linear oder als eher final begünstigen können. Bei Hauptfiguren kann der Rezipient bei einer linearen Wahrnehmung bleiben, bei Antagonisten dagegen ist eine finale ,wird-besiegt‘-Erwartung auf einer Metaebene angesiedelt. Der ‚König Rother‘ wurde bislang als ein Text eingestuft, in dem eine ,finale Motivierung‘ dominant sei. Hier wird gezeigt, dass die Rückentführung der Prinzessin durch lineare Erzählstrukturen auch ,von vorn‘ stringent motiviert ist.
Im Zuge der Kriegs-, Migrations- und Fluchtbewegungsforschung wird vornehmlich die literarische Verarbeitung von Verlust und Trauer untersucht und die daraus resultierende Materialisierung von bestimmten Topoi. Dieser Beitrag möchte jedoch viel mehr eine Annäherung an die Konstruktion von Kriegs- und Fluchtträumen darstellen und die neu konstruierten Fremdvorstellungen deutscher Zivilisten auf ihrer Flucht nach Spanien während des Ersten Weltkrieges erforschen. Dabei soll auf die kriegsspezifische Verwendung des Reiseberichts aus literaturwissenschaftlicher Perspektive näher eingegangen werden.
The comparative prosperity of the United Kingdom after the Napoleonic Wars tempted Continental fortune hunters to seek British brides, and their efforts are a theme in the period’s ‘Silver Fork’ novels of fashionable life. This cosmopolitan genre often presents foreign males as intrepid, urbane and attentive to women. If they are matrimonial speculators, however, these characteristics are seen differently – as recklessness, insincerity and importunity. Brief appearances of such adventurers provide comedy, but fuller portrayals are earnest and sombre. The callous opportunism of men who misrepresent their status and finances in making false professions of love, the susceptibility of young women to demonstrative admiration, and the folly and vanity of their families in guiding them towards marriage all receive a didactic handling that belies the reputation of Silver Fork fiction for frivolity. A coda to this topic is furnished by the caricature of a foreign fortune hunter in Thackeray’s Silver Fork parody “Lords and Liveries”.
Nach Bemerkungen zum historischen Hintergrund (und seiner Widerspiegelung in der Literatur) analysiert der Beitrag Victor Hugos Argumentationsweise in der Histoire d’un crime: Seine Vorliebe für Antithesen (coup d’État vs République, Licht vs Finsternis etc.) zielt darauf ab, Emotionen zu provozieren, und führt unvermeidlich zu einer Simplifizierung komplexer politischer Prozesse. Sein Augenzeugenbericht bedient sich der Mittel fiktionaler Literatur: Er ist nicht nur komponiert wie ein Drama, er benutzt auch Techniken des Feuilleton-Romans, um den Gegner zum Verbrecher zu stilisieren, dem Hugo selbst als Verteidiger von Recht und Freiheit gegenübertritt. Die Chronik der Ereignisse gerät ihm zur Abrechnung mit Louis Napoléon Bonaparte, was die unauflösbaren Widersprüche seiner Argumentation erklärt.
Carlo Betocchi, einer der Protagonisten und zugleich unorthodoxes Mitglied der «Ermetici fiorentini», hat seine Poetik – ebenso wie seine Weltanschauung – eher der Dichtung selbst als theoretischen oder programmatischen Äußerungen anvertraut. Bereits in Realtà vince il sogno zeigt sich das lyrische Ich in der Lage, das Numinose in der Phänomenologie der Welt, und gerade in der einfachsten und alltäglichsten, zu ‹sehen›. Das Gedicht Sulla speranza thematisiert eine generative Kraft, die Einspruch gegen den Tod erhebt, wenn auch niemals endgültig: Es wird hier eine originelle konstruktive Konzeption des Werdens sichtbar, die auch die poetischen Anfänge Mario Luzis wesentlich beeinflusst. Beide Dichter reflektieren intensiv (auch indirekt, durch die Lektüre affiner Autoren wie Hölderlin) über diesen Gegensatz und gelangen auf unterschiedlichen Wegen zu einem ‹agonisch› gedachten Christentum.
Este artículo analiza las formas en que se representa la violencia de género en los testimonios de las ex-presas políticas de las dictaduras del Cono Sur. Busca dar cuenta de las trazas finas que dan contorno a la experiencia límite desde el lugar de una feminidad resistente. Para ello el trabajo se concentra en los modos específicos de representación de la violencia con sesgo de género, así como las respuestas de las afectadas, en tres ejemplos tomados de testimonios colectivos: Memoria para armar I (Uruguay, 2001), Ese infierno (Argentina, 2001) y Nosotras también estuvimos en 3 y 4 Álamos (Chile, 2014).
Seit ihrer Gründung 1885 lud die Goethe-Gesellschaft ihre Mitglieder dazu ein, nach Weimar zu kommen und an der damals noch jährlich stattfindenden Generalversammlung teilzunehmen. Vorstand und Ausschuss der Gesellschaft waren bemüht, den sog. Goethe-Tag als besonderes Ereignis erscheinen zu lassen. Als Höhepunkt des Veranstaltungsprogramms galt die Festtagsrede, die von reputierlichen Persönlichkeiten aus dem Wissenschafts- und Kulturbereich gehalten wurde. Der Beitrag versteht die Goethe-Gesellschaft als ein organisiertes Sozialsystem, dessen Zweck darin bestand, Goethes Nachruhm zelebrierend zu organisieren.
Digital Humanities (DH) is a fashionable topic. At the same time it remains somewhat unclear which technologies and practices belong to Digital Humanities and which of these should be taught in the humanities curricula. Also, there is a critical discussion about how the use of DH-technologies is going to transform the humanities and whether this is desirable. In this review-article we take a look at a) some of the introductory and textbook literature on Digital Humanities, including printed as well as internet resources, and b) some of the literature and internet blogs that aim at a critical discussion of Digital Humanities. Finally, c) we also take a look at the discussion about the current state of Open Access, which to us seems to be a pre-requirement to fully exploit the potential the Internet-technology for the humanities.
The Norton Critical Editions series, launched in 1961 to bring out high quality editions of world classics for academic classroom work, has quickly established itself as a valuable resource for both professional and non-professional use. All editions of the series follow the same basic pattern. Each volume starts with an editorial introduction or preface leading up to the authoritative text that is provided with footnoted explanatory annotations. The subsequent selection and documentation of secondary sources is generally divided into a “Backgrounds and Contexts”-section, a “Criticism”-section, a chronological list of the author’s life and work and a selected bibliography for further reading. Yet, depending on the particular work in question or the editor’s predilections, that general framework can be differentiated or enlarged. The following review article will discuss the different approaches by which this framework is filled out (or modified) in four recently published titles of the series.
This report provides (1) a short history of the Charles Harpur Critical Archive (CHCA), which has been in preparation since 2009. Harpur was a predominantly newspaper poet in colonial New South Wales. Writing from the 1830s to the 1860s, he was unable to publish in book form because of the undeveloped state of the local literary publishing scene. Approximately 2700 versions of his 700 poems in newspaper and in manuscript form have been recovered. (2) A summary of the technical approach, a new one for special-purpose digital archives, is provided. The principal innovation is the use of a Multi-Version Document (MVD) file format. Because it is not dependent on conventional XML encoding, overlap is no longer a problem and automatic collation of versions, and of layers of revision in individual manuscripts, has become possible. Synchronous scrolling of facsimile image and transcription has also been achieved, lessen ing the need for detailed encoding of document elements and physical features. (3) The report then reflects on the theoretical implications of the concepts and methods used for the CHCA and on the changing role of the editor.
Zwar konnte man in Asien bereits im 6. Jahrhundert Texte im Druck vervielfältigen, es war aber um 1450 die bahnbrechende Erfindung der beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg (c. 1400–1468), die eine rasche und gewinnbringende Herstellung von Büchern garantierte, welche die Welt verändern sollte.
Michael Knoche, der frühere, hochverdiente Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, legt eine Denkschrift zur Lage der wissenschaftlichen Bibliotheken und zu wesentlichen Faktoren ihrer künftigen Entwicklung vor, nachdem er bereits in früheren Publikationen Grundlegendes u.a. zu Autorenbibliotheken, zur Weimarer Bibliothek, zur Forschungsbibliothek oder zur Zukunft des Sammelns publiziert hat.
Grundlage des vorliegenden Bandes der Reihe „Wieland im Kontext, Oßmannstedter Studien“ ist ein wissenschaftliches Arbeitsgespräch, das im Frühjahr 2015 unter dem Titel „Kupferstich und Letternkunst, Buchgestaltung im 18. Jahrhundert“ stattfand und dem Buch seinen Titel gab. Als Gemeinschaftsprojekt der Humboldt-Universität Berlin (Sonderforschungsbereich „Transformation der Antike“) und des Wieland-Forschungszentrums Oßmannstedt in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar haben sich dazu drei Schwergewichte der wissenschaftlichen Forschung gefunden.
Dieser vorzüglich gestaltete und artig gedruckte Band begleitete die gleichnamige Sonderausstellung, welche in der Wolfenbütteler Herzog August Bibliothek vom 18. Februar bis 5. August 2018 angeboten und von Sandro Jung im Rahmen eines Humboldt-Stipendiums realisiert wurde. Zu sehen waren „Illustrationen literarischer Texte, die im deutschsprachigen Raum im Jahrhundert der Aufklärung populär wurden, und deren Beeinflussung durch französische und englische Vorbilder“.
Pünktlich zum 180. Geburtstag des Verlags Bernhard Tauchnitz taten sich eine Buchwissenschaftlerin, ein Historiker und zwei Anglisten aus Leipzig zusammen, um einem der reichsten Verlagsbuchhändler Sachsens die Ehre zu erweisen. Heraus kam ein feines und dank der vielen (Farb-)Abbildungen schön aufgemachtes Buch mit teils neuen und erstmals publizierten Erkenntnissen zum 1837 in der Buchstadt Leipzig gegründeten Verlag.
Die Bibliotheca Teubneriana, die berühmte Reihe mit verlässlichen Texten antiker Autoren, wurde seit 1850 bei B. G. Teubner publiziert. In der Zeit der deutschen Teilung gab es zwei Teubner-Verlage, in Leipzig und in Stuttgart. Beide betrachten sich als einzig legitime Nachfolgerin des Traditionsverlags und wollten die Reihe in eigener Regie weiter herausgeben. Auf eine gemeinsame Fortführung konnte man sich nicht einigen. Zur Verwirrung der Kunden und des Buchhandels erschienen Neuauflagen und Nachdrucke vergriffener älterer Ausgaben ab 1958 nicht nur in Leipzig, sondern auch in Stuttgart, wobei sich das Stuttgarter Haus den Hinweis erlaubte, dass man hier auch die Leipziger Ausgaben beziehen könne.
Die aus Anlass des 250. Geburtstages von August Wilhelm Schlegel (5. September 1767 – 12. Mai 1845) gezeigte Ausstellung war nach Frankfurt im Ernst-Moritz-Arndt-Haus in Bonn (29. November 2017 bis 8. April 2018), in der Universitätsbibliothek Marburg (15. Mai bis 24. Juni 2018) sowie schließlich im Romantikerhaus Jena (14. Juli bis 21. Oktober 2018) zu sehen. Mit dem fünfzehn Essays und 135 Katalognummern ineinander fügenden Band, den 84 vorzüglich teils nach unbekannten Originalen ausgewählte Abbildungen, vielfach in Farbe, sowie zwölf Porträtskizzen von Cristina Szilly aus dem Jahr 2017 begleiten, liegt eine Leben, Wirken und Werk des Philologen und Literaturkritikers, Übersetzers, Schriftstellers und Dichters, Universitätslehrers und Mitbegründers der Indologie beeindruckend veranschaulichende Monographie vor.
Es ist ja leider nicht so, dass englische (oder überhaupt ausländische) Publikationen mit germanistischem Interesse in Deutschland auf jeden Fall wahrgenommen werden. Umso mehr ist der Schöningh Verlag zu loben, dass er Roger Paulins großartige Biographie August Wilhelm Schlegels anlässlich der 250. Wiederkehr von dessen Geburtstag ins Deutsche hat bringen lassen. Paulins Buch stellt sowohl die Forschung zu Schlegels Leben als auch die zu seinem Werk auf eine neue Stufe und seine Lektüre ist für jeden, der sich mit Schlegel beschäftigen will, unerlässlich. Angesichts der Flut von Buchveröffentlichungen erscheint es bizarr, dass zu einer für die europäische Literatur- und Kulturgeschichte so wichtigen Figur wie August Wilhelm Schlegel mit Paulins Buch nach der von Bernhard von Brentano aus dem Jahr 1949 erst die zweite Biographie vorliegt (mittlerweile ist eine dritte hinzugekommen: Jochen Strobel: August Wilhelm Schlegel. Romantiker und Kosmopolit. Darmstadt: Theiss, 2017).
Es ist sicherlich ein begrüßenswertes Engagement, Lehrende und Studierende bei einem gemeinsamen Forschungsprojekt finanziell zu unterstützen, so wie es die Bochumer Ruhr-Universität im Rahmen ihres Programms „Forschendes Lernen“ praktiziert. Mit ihrem Zukunftskonzept „Forschung erfahren, erlernen, leben“ wolle sie den Studienreformprozess fortschreiben und den Studierenden mehr Selbstständigkeit ermöglichen, die Attraktivität des Studiums dadurch weiter erhöhen und das Profil in der Lehre überregional und international noch sichtbarer machen.
Der vorliegende Band setzt sich zum Ziel, am Beispiel der Übersetzungen von Alice’s Adventures in Wonderland wesentliche Elemente des literarischen Übersetzens zu bestimmen und „das literarische Übersetzen als Disziplin für den kulturellen Austausch zu analysieren“. An den Anfang stellt der Verfasser Erörterungen zur Abgrenzung von Kinder- und Jugendliteratur, Ausführungen zur Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur, vor allem in Deutschland, sowie theoretische Überlegungen zum literarischen Übersetzen. Es folgt, nach einer kurzen Darstellung der viktorianischen Zeit, eine ausführliche Interpretation von Carrolls Kindererzählung, bevor die deutschen Übersetzungen dieses Textes eine Analyse erfahren.
Das Phänomen der Initiation ist, wie die Verfasserin eingangs feststellt, seit Urzeiten ein zentraler Aspekt menschlicher Gesellschaften. Übergänge, und in herausgehobener Weise das Ende der Kindheit und der Eintritt in die Welt der Erwachsenen, wurden und werden durch Riten markiert. Naturgemäß spielen diese Übergänge in der Kinder- und Jugendliteratur eine zentrale Rolle und bieten sich daher als Gegenstand einer komparatistischen Untersuchung an.
Ausgangspunkt für den vorliegenden Band war ein „musik-, literatur- und kulturgeschichtliches Seminar“ in Salzburg 2005. Die Schwerpunkte lagen dabei auf „Gattungsgeschichte, Entstehungsgeschichte, Stoff-, Literatur- und Motivgeschichte sowie Textanalyse, Kulturgeschichte, Sprachgeschichte, Musikgeschichte und Musikanalyse“. Im Zentrum der sechs Beiträge stehen die „Metamorphosen“ der beiden Hauptfiguren und die „Metamorphose“, die von Ovid über Shaw zum Musical führt.
Der von Claudia Schlaak und Sylvia Thiele herausgegebene Sammelband ist dem aktuellen Thema der Inklusion im Bildungs- und Schulsystem in Deutschland gewidmet. Wie im Vorwort erklärt wird, sind im Rahmen einer inklusiven Bildung nicht nur Behinderungen, sondern auch soziale Benachteiligungen sowie kulturelle und auf Mehrsprachigkeit zurückzuführende Verschiedenheiten zu berücksichtigen. Daher werden in den neun Beiträgen, die in der Folge kurz präsentiert werden, die Themenbereiche Migration, Mehrsprachigkeit und Inklusion aus der Verknüpfung einer pädagogischen und fremdsprachendidaktischen Perspektive heraus diskutiert.
In den Jahren 2015 und 2016 fanden zwei Ausstellungen zu Goethes Autographensammlung statt, und zwar zunächst in Weimar im Goethe- und Schiller-Archiv mit folgendem Titel und Einteilung: ,Aus Goethes Autographensammlung. Von Mozart bis Napoleon‘, 23. Januar bis 28. Juni 2015 und ,Von Kant bis Unbekannt‘, 10. Juli bis 18. Oktober 2015 sowie dann im Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt vom 9. März bis 26. April 2016 unter dem Titel ,Beethoven, Kant, Napoleon ... Kostbarkeiten aus Goethes Autographensammlung‘.
Die Arbeit von Susanne Bach über Generationserzählungen im ‚Wende‘-Roman geht von zwei Beobachtungen aus. Erstens gibt es ein v. a. in den 2000er Jahren auftauchendes Bedürfnis, eine spezifische Generationserfahrung ‚Ost‘ zu rekonstruieren und sie einer ebenso spezifischen Generationserfahrung ‚West‘ gegenüberzustellen. Zweitens gehen diese Generationserzählungen mit einer zeitgleichen Konjunktur von Familienerzählungen einher. Bach verknüpft beides miteinander, indem sie die „diachrone“ Generationserzählung im Familienroman der „synchronen“ Generationserzählung gegen über stellt. Damit, so Bach, werden zugleich zwei Bedeutungsaspekte des Begriffs ,Generation‘ abgebildet, der gleichermaßen die genealogische Abfolge unterschiedlicher Alterskohorten und die Gleichzeitigkeit eines bestimmten Erfahrungshorizonts innerhalb einer Alterskohorte meint.
„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot der reformierten Fürsten ausging, dass die Mysterienspieler der mittelalterlichen Tradition geschätzt würden. Und diese Schätzung geschah kurz vor der Zeit, da Shakespeare Dramatiker in England war.“ So oder so ähnlich würde die Weihnachtsgeschichte des Lukas-Evangeliums klingen, wenn sie statt der Geburt Christi die Geschichte des englischen Theaters erzählen würde. Dies tut jedoch stattdessen der Herausgeber Bernhard Reitz in seinem vorliegenden Sammelband, welcher ähnlich der Weihnachtsgeschichte viel Altbekanntes, jedoch immer wieder gern Gehörtes enthält.
In this learned and comprehensive study, Hugh Macrae Richmond, in 2014, “an eighty-three year old…” Professor of English Emeritus at the University of California, Berkeley, sets out to explore the practical operation of earlier theatres in European societies. He argues that “Shakespearean tragedies are governed primarily by what audiences welcome, not by respect for the criteria of authorities such as Sidney whose censures of contemporary Elizabethan popular theatre are largely irrelevant to its practices. … the plays’ structures, characterisation, tone, and emotional impact are governed primarily by recurring responses to performances from their popular audiences, not abstract theory”.
Shakespeares A Midsummer Night’s Dream hat über die letzten Jahre zahlreiche Einzeleditionen erfahren, so beispielsweise durch Barbara Mowat und Paul Werstine in der Folger Shakespeare Library Series (1993/2016), Stanley Wells bei Penguin Classics (1994) Peter Holland für The Oxford Shakespeare (1998/2008), F.R. Foakes für The New Cambridge Shakespeare (2003), Stanley Wells und Helen Hacketts bei The Penguin Shakespeare (2005), und zuletzt Sukanta Chaudhury in der Reihe des Arden Shakespeare (2017). Ein Jahr danach folgt Grace Ioppolos Herausgabe in der Norton Critical Edition.
Pechters Anfang 2017 erschienene Überarbeitung der ersten Norton Critical Edition von Othello aus dem Jahre 2004 liefert nicht allein einen sorgfältig, übersichtlich und umfassend annotierten, nach eigener Aussage „maßvoll konflationierten“ Text, der sich stark an der editorischen Praxis seiner Vorgänger Honigmann (Arden 3) und Neil (Oxford) anlehnt. Er bietet, nach der Tradition der Norton Critical Editions, eine überbordende Fülle an insbesondere für eine studentische Leser/innenschaft hilfreichem, in der Zusammenschau gut gewichtetem Material. Dazu gehört nicht nur der vollständige Abdruck der Hauptquelle des Dramas, der Cinthio-Erzählung „The Moor of Venice“ (in der englischen Übersetzung John Taylors aus dem Jahre 1855), sondern vor allem ein detaillierter Überblick über die Rezeptionsgeschichte des Dramas.
The general editor to this new scholarly edition of the novels of Thomas Love Peacock notes in the introduction that this is the second time that an attempt to install Peacock as a literary classic – or even just to revive readerly as well as academic interest in him – is paralleled by a major edition of his contemporary and fellow novelist Jane Austen, a comparison that throws into relief the different fates these two writers have had in the last two hundred years. The existence of careful and weighty scholarly editions of both writer’s works testify that they are equally regarded as being worthy of academic interest and conservation.
There is, as every reader knows in this textual age, a very close generative relation between editing and literary interpretation. It is the reason, I believe, why some people are attracted to the alchemy of scholarly and critical editions. Both of these activities, the editorial and the interpretive, represent value; but the former, even under current digital conditions, requires much less portable forms of property. There is, from that point of view, a deplorable lack of concentration in serious editing. Now, if all of the original editions and textual antecedents of a given work could be put into a single volume – but it turns out, they can! At the same time, there is a fascination in contradiction, in incommensurate texts and plural textual meaning, still the supreme commodities of a profession in which we are camped, like bewildered travellers in a garish, unrestful habitus. And I suppose these two considerations, the aspirational and the irresolvable, underlie the immense provocation of the new Cambridge Scholarly Edition of Joseph Conrad’s Victory.
Andrea Alciato, einer der bedeutendsten Rechtsgelehrten des 16. Jahrhunderts, der sich insbesondere auf der Basis streng philologischer Kriterien mit der Textüberlieferung des Codex iuris civilis und der Digesten Justinians auseinandersetzte und damit eine Revision der juristischen Wissenschaft einleitete, ist in literarischer Hinsicht vor allem durch seine Emblemata (Ausgaben von 1531 und 1534) europaweit bekannt geworden. Dass er sich auch dem Theater widmete, war bisher kaum bekannt. Und nun liegt uns zum ersten Mal eine kritische Ausgabe seiner in lateinischer Sprache und in Versen verfassten Komödie Philargyrus (Filargiro) zusammen mit einer italienischen Übersetzung vor, nachdem bereits kurz vorher (2016) Antonio Nogara eine online-Ausgabe mit einer interlinearen Übertragung zugänglich gemacht hatte.
Der früh verstorbene Edward Milton Anderson (1966-2013) konnte seine von Patrick Boyde (Cambridge) betreute PhD-Dissertation nicht mehr selbst zum Druck befördern. Nicola Badolato hat das Manuskript durchgesehen, etliche bibliographische Angaben in den Fußnoten hinzugefügt (in eckigen Klammern) und die Transkriptionen der Texte im zweiten Band (auf der beigefügten CD) nach der gängigen editorischen Praxis eingerichtet.
Anlässlich Richard Fanshawes Übersetzung des Pastor fido schrieb John Denham in «To the Author of this Translation»: «A new and nobler way thou dost pursue / To make Translations, and Translators too. / They but preserve the ashes, thou the flame». Dass analog unter der Asche «eine[r] kaum noch überschaubare[n] Anzahl an […] Überblicksdarstellungen oder […] Fallstudien» gleichwohl noch einige Glut «für weitere fruchtbare Diskussionen zur Beziehung zwischen romanischer Sprachgeschichte und Übersetzung» schlummert, möchte der vorliegende Band zeigen, der die schriftlichen Fassungen von Vorträgen im Rahmen einer Tagung gleichen Titels versammelt.
Die Grundlagen der Ökokritik als literatur- und kulturwissenschaftliches Paradigma wurden Ende der 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts von US-amerikanischen Wissenschaftlern entwickelt und haben sich spätestens um die Jahrtausendwende in der europäischen Anglistik und Amerikanistik als eigenständige Theorie etabliert. Mit gewisser Zurückhaltung hat man allerdings in den Abteilungen für französische Literatur sowohl in Frankreich als auch außerhalb davon auf diesen Boom reagiert.
Die Matthias-Kramer-Gesellschaft versteht sich als interdisziplinäre Plattform zur Erforschung der Geschichte des Fremdsprachenerwerbs und der Mehrsprachigkeit. Die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes, der auf ein Kolloquium der 2013 gegründeten Matthias-Kramer-Gesellschaft zurückgeht, geben einen vielfältigen Einblick in die Situation des mehr oder weniger institutionalisierten Fremdsprachenunterrichts im 18. und 19. Jahrhundert. Die zehn Beiträge nehmen vor allem den deutschsprachigen Raum in den Blick, aber auch die Situation in anderen mittel- und osteuropäischen Ländern.
Im Zentrum der Dissertation von Stella Lange steht die Erstellung und Erprobung eines «formalistische[n] Modell[s] […], das zugeschnitten auf den literarisierten Brief im Briefroman die Analyse verschiedener Manifestationsweisen von Emotionen erlaubt». Deren Mannigfaltigkeit werde im Genre des Briefromans besonders zur Geltung gebracht, «indem es [sie] in ihren unterschiedlichen emotional-kognitiven Aspekten vorführt». Zudem betont die Autorin, dass zwar die Gattung des Briefromans oft mit der Thematik der Emotionsmanifestation in Verbindung gebracht wird, aber «im Grunde nur wenige Publikationen der Frage nach dem Konnex zwischen [Briefromanen und manifestierten Emotionen] nachgehen».
Anders als vorausgehende Werke über Charles Baudelaires Leben liest sich diese sehr ausführliche, solide dokumentierte Biographie (mit mehr als neunzig Seiten Bibliographie, mehr als achtzig Seiten Anmerkungen) wie eine ergreifende Erzählung. Diese erstaunliche Leistung gelingt einer Spezialistin des 19. Jahrhunderts. Sie, die durch ihr Buch La Grandeur sans convictions eingehend in das Thema Dandytum eingearbeitet war, fand den treffenden Zugang zu Baudelaires eigenartiger Lebenseinstellung. Der Dichter wird als eine gänzlich von einem intellektualisierten Dandytum geprägte Person erkannt, ein genialer Dandy, welcher das Alltagsleben ständig in Bohème-Künstlertum und in Kunstschaffen zu verwandeln weiß.
L’edizione moderna dei Discorsi sopra le prime stanze de’ canti d’Orlando furioso di Laura Terracina curata da Rotraud von Kulessa e Daria Perocco è di per sé un’impresa meritoria. Anzitutto perché rende nuovamente disponibile un’opera che ha avuto uno straordinario successo per almeno 150 anni, ossia dalla sua prima apparizione nel 1549, fino all’ultima stampa nota pubblicata nel 1698.
Dass innerhalb von 11 Jahren die hier anzuzeigende Einführung in die Kulturwissenschaft bereits in der 4. Auflage erscheint, ist ein sichtbarer Erfolg des Buches, welches ähnliche Werke anderer Verlage nicht verzeichnen. Seit der 1. Auflage hat die Autorin wohl deshalb auch an der bewährten Gliederung festgehalten, welche sich an den Themenbereichen „Zeichen“, „Medien“, „Körper“, „Zeit“, „Raum“, „Gedächtnis“ und „Identität“ orientiert.
Wallaces Einführung ist ein schönes Buch, mit einem gefälligen Format, das gut in der Hand liegt, mit solidem, festem Einband und recht hochwertigem Papier. Es hebt sich damit angenehm ab von den sonst üblichen Paperbacks. Auf den ersten Blick scheint sich Wallace mit seiner Einführung an Studienanfänger zu wenden. Seine Sprache ist unprätentiös, häufig sogar umgangssprachlich; das Buch ist kurz; es gibt keine einzige Fußnote oder Annotation; Kenntnisse des Mittelenglischen werden nicht vorausgesetzt; Fachtermini werden unmittelbar erläutert.
Der Sammelband zu Liebe in Chaucers und Shakespeares Versionen der Geschichte von Troilus und Cressida umfasst zwölf Beiträge, nicht, wie in der Verlagsankündigung der Manchester University Press angekündigt, fünfzehn. Der Band wendet sich, so erläutert es die Einführung, gegen den New Historicism mit seiner Behauptung einer scharfen Trennlinie zwischen Mittelalter und früher Neuzeit und greift die Tendenz der letzten Jahre auf, diese Grenze zu überwinden. Dabei unterscheiden sich die Ansätze und Schwerpunkte in den Beiträgen stark. Allerdings kristallisieren sich einige Aspekte heraus, die mehrfach von ganz unterschiedlichen Perspektiven ins Auge gefasst werden. Recht alleine steht Drakakis mit seiner dekonstruktivistischen Analyse, die, ohne Derrida zu erwähnen, überaus zitatenlastig „an endless deferment of meaning“ beschreibt, das ein je abschließendes Urteil verhindere.
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