Mit einem Band zur französischen Lyrik des 20. Jahrhunderts legt die Reihe Stauffenburg Interpretationen 2010 einen weiteren Gattungs- und Epochen-Überblick vor, der das Spektrum romanistischer Studienliteratur zweifelsohne bereichert. Zehn, von ausgewiesenen Spezialisten verfasste Einzelbeiträge schreiten die bedeutendsten Strömungen, Werke und Autoren von den klassischen Avantgarden bis zu den zeitgenössischen Spielarten des Rap und der Hypertextualität ab. Hinzu kommt im Anhang eine detaillierte “Zeittafel” (457–482), die wichtige Publikationen auf poetischem Sektor mit einschneidenden Daten der Kultur- und Zeitgeschichte parallelisiert. Den Auftakt macht dagegen eine “Einführung” (9–42), in welcher der Herausgeber den ambitiösen Versuch unternimmt, die Gattung der Lyrik als weiterhin aktuelle Symptomatik einer “zweiten” (10) und inzwischen sogar “dritten Moderne” (39) zu rubrizieren. Winfried Wehles ideen geschichtlich dichter Text setzt hierzu vorrangig auf die pragmatische Dimension des Gedichts, die er mit der aus dem religiösen Diskurs entlehnten Kategorie der “Respon sionalität” (24ff.) einkreist. Derart als “Wechselgang” (24) bestimmt, lässt sich gerade die Dichtung der jüngeren Vergangenheit mit dem schönen Paradoxon einer “anknüpfende[n] Abwendung” (33) belegen. Denn als gemeinsamer Nenner (post)- moder ner Lyrik erweist sich ihr widersprüchlicher Umgang mit der literarischen Tradition, die sie wie keine andere zuvor in sich aufsaugt und die sie ebenso mit ungekannter Schärfe denunziert. Davon ausgehend legt Wehles Prolog markante Schnittstellen innerhalb eines Jahrhunderts französischer Dichtungspraxis frei und steckt zudem einen hermeneutischen Rahmen ab, der sowohl die elitäre “Binnenreferentialität” (20) mancher Schreibweisen als auch die ideologiekritische Stoßrichtung anderer und den sprachkritischen Impetus aller in Rechnung stellt.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2012.02.56 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2012 |
Veröffentlicht: | 2012-12-14 |
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