Seit einiger Zeit besinnt sich die germanistische Mediävistik unter dem Stichwort ‘Texte vor dem Zeitalter der Literatur’ auf die Eigenart ihrer Gegenstände. Dabei stellt sie die grundlegende Frage, ob es angesichts der andersartigen medialen, diskursiven und institutionellen Bedingungen von Produktion und Rezeption volkssprachiger Texte im Mittelalter überhaupt zulässig sei, diese als ‘Literatur’ zu bezeichnen und mit den Metho den des Literaturwissenschaftlers zu untersuchen. In rascher Abfolge wurden verschiedene, in ihren Grundannahmen und Erkenntnisinteressen manchmal sehr weit auseinander strebende Alteritätsparadigmen entwickelt, deren gemeinsames Ziel jedoch darin besteht, die zeit- und kulturspezifische Andersheit mittelalterlicher Textualität, insbesondere der höfischen Dichtung des 12. und 13. Jahrhunderts, durch ihre Situierung im Schnittpunkt von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Okkasionalität und Institutionalität, Kult und Kunst, Fremdbestimmung und Autonomie zur Geltung zur bringen.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2012.01.17 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2012 |
Veröffentlicht: | 2012-09-18 |
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