Johann Joachim Eschenburg (1743–1820) ist nie in Weimar gewesen. Wenn ich im Folgenden von seiner Rezeption in Weimar spreche, so ist die Aufnahme seiner Schriften gemeint sowie die Kritik an ihnen. Es war verständlich, daß man in dieser Hauptzeit der deutschen Klassik auf Eschenburg aufmerksam wurde. Er hatte 1775–77 die erste vollständige deutsche Übersetzung von Shakespeare geliefert, er war ein vorzüglicher Kenner der älteren und neueren deutschen Literatur und einer ihrer ersten bedeutenden Systematiker. Er war ein wichtiger Rezipient der englischen literarischen Kultur und galt als einer der bedeutenden Vermittler der aufklärerischen Anglophilie. In seinem Buch Ueber W. Shakspeare (1787) hatte er alles damals Wissenswerte über Shakespeare zusammengetragen. Das wären alles Gründe gewesen, ihn als kulturellen Entwicklungsträger und als Teil des literarischen Panoramas in der Zeit der deutschen Klassik anzusehen. Er gehört also zum weiteren Umfeld unseres Rahmenthemas Shakespeare im klassischen Weimar. Im Hinblick auf die spätere Gründung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft darf man besonders auf Eschenburg, den Mitbegründer (mit Wieland) der Shakespeare-Philologie und der ernsthaften Shakespeare-Rezeption in Deutschland blicken. Ich habe an verschiedenen Orten seit etwa 1986 versucht, Eschenburg aus seiner unverdienten Vergessenheit zu ziehen.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2006.01.07 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2006 |
Veröffentlicht: | 2006-04-01 |
Seiten 82 - 95
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