Die besondere Formung des (Bild)Körpers der allegorischen Personifikation auf dem Theater war bisher kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Dieses zurückhaltende Interesse ist offenkundig im dieser Trope eigenen didaktischen Impetus begründet, aufgrund dessen das Spiel von Personifikationsallegorien in der Gegenwart ebenso anachronistisch wie fremdartig wirkt und der in Szene gesetzte Bildkörper lediglich als Medium einer – vielfach plakativen – Botschaft wahrgenommen wird. Überdies steht diese negative Rezeption der allegorischen Personifikation auf der Bühne in einer langen Tradition, die in Frankreich im 16. Jahrhundert mit der Etablierung der aristotelischen Poetik durch die Pléiade einsetzte und auf die Verurteilung der Moralité gerichtet war, zu deren zentralen Gattungsmerkmalen das Auftreten von Allegorien gehörte. Noch Gustave Cohen stellt diesen Zusammenhang heraus, wenn er schlussfolgert: “La Moralité en tant que faisant mouvoir des allégories, paraissait un genre mort-né”.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2010.02.06 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2010 |
Veröffentlicht: | 2010-12-20 |
Seiten 317 - 333
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