Die Faszination beginnt am Ende. Überraschend zeitgleich mit Roger Willemsen, der ebenfalls 2011 die Enden der Welt in 22 Reiseberichten ausfindig zu machen sucht, begibt sich auch Karl S. Guthke in einer Aufsatzsammlung auf ein Erkundungsunternehmen, das räumliche Extremregionen in den Blick nehmen möchte. Anders jedoch als Willemsen, der in feuilletonistischer Leichtigkeit auf fünf verschiedenen Kontinenten wandelt, richtet der emeritierte Harvard-Germanist seinen Fokus auf literarische Texte, die geographische Endstationen zum Gegenstand haben. In einer Situation, die allerorts als Zeitalter der Globalisierung beschrieben wird und in der mit Google-Earth jeder noch so versteckte Winkel der Welt sichtbar gemacht werden soll – und in dieser potentiellen Präsenzsimulation räumliche Endpunkte auf dem Planeten zu verschwinden drohen –, mutet der Versuch, die Enden der Welt literaturwissenschaftlich zu reflektieren, als ein sympathisch anachronistischer Plan an. Dabei ist es doch gerade die Literatur, die den (Grenz)Bereichen des Unzugänglichen eine besondere Faszination abgewinnt, welche die Fantasie beflügelt. So sind die 16 Aufsätze eine regelrechte tour d’horizon, in der mit einem Schwerpunkt auf der Goethezeit das Ferne, Fremde und sprichwörtliche Ende der Welt im innereuropäischen Diskurs nachgezeichnet wird.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2012.02.21 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2012 |
Veröffentlicht: | 2012-12-14 |
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