Das Medium ‘Fotografie’ ist seit seiner Entstehung Mitte des 19. Jahrhunderts in literarischen Texten häufig thematisiert, jedoch sehr unterschiedlich bewertet worden. Während der Fotografie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Fehlen an poetischer Originalität nachgesagt wurde und sie – wegen eines vermeintlichen Mangels an einem genial-künstlerischen Anteil – als Ursache des Verderbens der Kunst galt, änderte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihr Status. So wird sie in der Moderne ihrerseits zu einer Kunstform erhoben und nimmt einen bedeutsamen Stellenwert in Debatten bezüglich Repräsentation und Wahrnehmung ein. Darüber hinaus fungiert die Fotografie seit der Jahrhundertwende als ein beliebtes literarisches Motiv, weil sie aufgrund ihrer Eigenschaft als Gegenstand der Reproduktion und als Gedächtnisspeicher die Möglichkeit bietet, gesellschaftliche Prozesse (wie die zunehmende Mechanisierung) literarisch zu kritisieren und die Stellung des modernen Subjekts in der Geschichte zu problematisieren. Hinzu kommt, dass illustrierte Bücher nicht mehr bloß mit fotografischen Bildern versehen werden, sondern das Verhältnis zwischen Wort und Bild (vor allem ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts) verstärkt künstlerisch produktiv gemacht wird.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2011.01.03 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2011 |
Veröffentlicht: | 2011-06-30 |
Seiten 22 - 40
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