In sieben polemisch gefärbten Aufsätzen schreibt sich Catherine Belsey ihren Ärger von der Seele. Sie beklagt die sie überkommende geistige Mattigkeit angesichts überflüssiger Symposien, auf denen enthusiastische Ökokritiker, dezidierte Anhänger/innen von Alteritätsstudien sowie devote Jünger Emmanuel Levinas’ ‘liberale Gemeinplätze’ tauschen und die jeweiligen anämisch wirkenden Kopfgeburten mit gegenseitiger anerkennender Bewunderung reanimieren. (S. 18–9) Belsey hingegen vermisst eine lebendige, spielerische Freude an der Auseinandersetzung mit ‘fiktionaler Literatur’. Allerdings bietet ihr eigener essayistischer Streifzug durch Realismus- und Biographiediskurse, pragmatische Literaturtheorie, literarische Axiologie sowie historische Vorstellungen von ‘Autorschaft’ aufgrund fehlender neuer Erkenntnisse selbst nur wenig Anlass zur Freude. Belsey interpretiert die ‘ethische Wende’ in den Geisteswissenschaften als Ablenkungsmanöver einer Disziplin, die unter Verteidigungsdruck stehe. F. R. Leavis’ Theorien assoziiert sie mit obsoleten professoralen Glaubensbekenntnissen, mit denen universale Wahrheiten vorgetäuscht werden sollen; der Shakespeare-Forschung Tillyards und Lewis’ unterstellt sie, dort werde versucht, der Angst vor sozialem Hierarchieverlust mit reaktionär wirkenden, patriarchalisch strukturierten Weltmodellen (“chain of being”) zu begegnen. Selbst Stephen Greenblatt, von der Verfasserin wegen seiner konjekturalen Shakespeare-Biographie gelobt, werde mit den Methoden des ‘Neuen Historismus’ dem Bedeutungspluralismus der Shakespeare-Dramen nicht gerecht.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2012.02.13 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 2 / 2012 |
Veröffentlicht: | 2012-12-14 |
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