Nicht zu Unrecht gilt Laclos’ großer Briefroman von 1782 nach wie vor als summa nicht nur seiner Gattung, sondern auch seines Jahrhunderts und somit der Epoche der Aufklärung am Vorabend der Französischen Revolution: Die Liaisons dangereuses führen nicht nur geradezu exemplarisch vor, was an Polyphonie und Komplexität in und dank der Briefform möglich ist; sie stellen zugleich eine Vielzahl in der Zeit virulenter und offener Fragen vor die Augen ihrer Leserinnen und Leser, ohne sie jedoch mit einer eindeutigen und einstimmigen Lösung zu entlassen – im Gegenteil. Nach wie vor fordert der Text, wie die Dissertation von Anne Brüske zeigt, zu monographischen Studien heraus, die sich ihm und seiner Zeit widmen und sich im Horizont ihrer je eigenen Zeit ihrerseits diesen offenen Fragen stellen. So eröffnen sich immer wieder neue Perspektiven auf einen Roman, der durch seine Handlung und seine Figuren sehr klar in seiner Epoche und zudem in einer bestimmten Gesellschaftsschicht verankert ist und dennoch, wie die heterogene und in manchen Punkten sich exakt widersprechende Forschungsliteratur bis in die Gegenwart zeigt, nicht zur Ruhe einer abschließenden Lesart kommt, die seinen Rezipienten die beruhigende Gewißheit des in eine Schublade einzuordnenden déjà lu verschaffte.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2013.01.38 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1866-5381 |
Ausgabe / Jahr: | 1 / 2013 |
Veröffentlicht: | 2013-05-23 |
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